Erfahrungen und Wissenswertes zu den einzelnen Wegabschnitten des Weitwanderweges München – Venedig

Tag 21 auf dem Weg zum Meer.  Von San Bartolomeo zum Lido di Jesolo

Um 4:15 klingelt der Wecker, um kurz vor 5 lege ich los. Auf das Frühstück verzichte ich (auch wenn es das für München-Venedig Geher im Colombo bereits ab 6 Uhr gäbe). Vor mir liegen 43 Kilometer, die zum Teil über Landstraßen über weite Strecken jedoch, angenehm zu gehen, auf der Dammkrone der Piave Schutzbauten führt. Bis Kilometer 20 ist das Wetter bewölkt und das Gehen ein Genuss, bis Kilometer 30 ist es erträglich, die restlichen 13 Kilometer werden bei 38 Grad zur Qual.

Zwei Stunden früher als geplant erreiche ich Jesolo, eine Stunde später den Strand am Lido di Jesolo, wo Kathrin und Jakob auf mich warten. Wieder vereint – Mission completed! 

Tag 20 auf dem Weg zum Meer.  Von Spresiano nach San Bartolomeo.

Ich verzichte auf das Frühstück und starte bei Sonnenaufgang. Eine gute Entscheidung, nicht nur wegen der extremen Hitze, sondern weil ein Sonnenaufgang auch in Vorstädten und Industriezonen seinen Reiz hat.

Die Mehrkilometer von gestern sind heute mein Vorteil. Bereits nach 20km bzw. vier Stunden erreiche ich das heutige Etappenziel. Zu früh um im Hotel Colombo einzuchecken. Verbringe also etwas Zeit bei Aperol auf der Hotelterrasse. Ein alter Italiener, der aus dem Nachbarort hierher geradelt ist, beginnt auf englisch zu erzählen, dass er Austria liebt und Jörg Haider verehrt.

Der Weg hierher ist eintönig, flach und nach Sonnenaufgang heiß. Meine letzte Nacht auf meiner Tour. Morgen werde ich am Strand sein! 

Tag 19 auf dem Weg zum Meer.  Vom Lago di Santa Maria (Revine Lago) in die Venezianische Tiefebene nach Spresiano.

Ich starte bei Sonnenaufgang, doch die Mücken sind schon wach. Der mitgebrachte Mückenschutz zeigt wenig Wirkung und am Abend bin ich ganz zerstochen. 

Der Weg führt mich über Tarzo, Refontolo, Collalto, Casonetti und Ponte della Priola nach Spresiano.

Die Landschaft bietet bewaldete Hügel, angenehme Wege und eine Sicht auf Weinberge, die Freude auf den nächsten Prosecco machen. Bei der Kleinen Mühle am Stein (Mulinetto della Croda) raste ich ein wenig, bevor mich der weitere Weg auf vielbefahrene Landstraßen zwingt, und die Hunde in den Gärten einem das Fürchten lehren. Erst ab der Burg Collalto führt der Weg wieder auf breit angelegten Forstwegen durch eine bezaubernde Gegend und durch einen staatlich geschützten Schutzwald, aus dem die Venizianer früher das Holz für ihre Bauten, insbesondere die in den Untergrund gerammten Steher, entnommen haben. Der von weiten sichtbare Turm der Burg Collalto ist leider nicht zugänglich. Der Aufstieg lohnt dennoch, denn knapp unter der Burg führen zwei junge Italienerinnen ein hippes Lokal für Radfahrer. Das „Rodamata“ (Stylisch gestaltet und mit einer grandiosen Terrasse mit Weitblick)

Ab Colfosco bin ich endgültig in der venezianischen Tiefebene angelangt. Die letzten Kilometer führen mich auf einem Damm zurück zur Piave, die mir in den kommenden zwei Tagen den Weg nach Jesolo weisen wird. Mein Hotel Liberty (http://www.hotellibertytreviso.it) liegt etwa 5 Kilometer außerhalb von Ponte della Priola in Spresano. Sehr sauber und freundlich. Wäre das Haus auf einem Hügel in der Toskana und nicht neben der Bahn und Schnellstraße, wäre es eine echte Empfehlung. Da es im Hotel kein Abendessesn gibt und ich auch nicht mehr laufen möchte, lass ich mir eine Pizza in den Hotelgarten liefern (Eine Diavolo um 6,20) – Wie trotzen die Italiener nur der Inflation?

Tag 18 auf dem Weg zum Meer.  Von Belluno zum Lago di Santa Maria (Revine Lago).

Der Tag beginnt früh, da ich bei angesagten Temperaturen von bis zu 35 Grad, den Gutteil der Strecke noch vor Sonnenaufgang bzw. die ganze Strecke vor dem

Mittagleuten erledigen möchte. Stehe um 4:15 auf und lege um 5:00 los. Noch einmal gilt es einen kleinen Bergkamm, den Nevegal, zu überschreiten. Entgegen des klassischen Weges (TMV Rother Verlag), der einem zuerst auf den Col Visentin (1600 Meter) und dann in einer zweiten Etappe nach Tarzo vorschlägt, wähle ich den Weg über Castoi, Tassei und dem Pian delle Femene (1100 Meter) direkt nach Rvine – Lago. Die Aussicht mag am Col Vestin besser sein, ich aber spare Höhenmeter und eine ganze Etappe. Der Weg führt leicht ansteigend, meist auf Straßen, bis zum Joch. Der Abstieg auf der anderen Seite nach Revine dagegen steil auf einem Waldweg (oder ist es doch nur ein Bachbett?), Jedenfalls spenden die großen Laubbäume über die gesamte Strecke Schatten. Kurz vor Revine lädt noch die Kapelle Santuario di San Francesco da Paola auf einen kurzen Besuch ein.

Kurz vor 12 bin ich am Ziel. Leider kann ich nicht vor 18:00 einchecken, sodass ich den ganzen Nachmittag am Lago di Santa Maria verbringe. Für andere Aktivitäten wäre es einfach zu heiß. Das Privatzimmer im „La Retonda“ hat alles was es braucht.

Tag 17 auf dem Weg zum Meer.  Erholungstag in Belluno mit Ausflug nach Valdobbiadene. 

Obwohl keine Notwendigkeit sind wir früh auf. Wir beschließen den Tag zu nutzen und beginnen mit einem klassischen italienischen Frühstück in der Altstadt (Cornetto con crema). Dann geht’s mit dem Auto nach Valdobbiadene, dem Herz des Prosecco Anbaues. Bei einer Führung durch die Kellerei Borzolomiol  (https://www.bortolomiol.com/) mit anschließender Verkostung erfahren wir viel über Produktion und den Prosecco im Allgemeinen. 

Am Retourweg besuchen wir noch die 2000 Jahre alte Festung Castel Brando ( https://www.castelbrando.it/en/), welches jedoch mehr ein Hotel, denn eine sehenswerte Burg ist. Wenig interessant ist auch der Lago di Ssnta Croce, den wir als letztes besuchen. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lago_di_Santa_Croce). 

Wie jeden Donnerstag gibt es am Abend in Belluno ein kleines Fest. Da müssen wir hin 😀. 

Tag 16 auf dem Weg zum Meer.  Vom Rifugio Pramperet nach Belluno.

Gestärkt durch ein gutes Frühstück starte ich den Abstieg ins Tal. Erst über Wiesen und Latschenhänge geht es recht bald durch schattenspendende Laubwälder in Richtung Forno di Zoldo. Die Zeit bis zum Bus in Richtung Belluno vertreibe ich mir mit Aperol Spritz. (Der Bus fährt nur 3x am Tag)  Bei der Menge Chips und Nachos die man dazu bekommt, hat man auch schon gegessen. Schade, dass sich diese Sitte nicht so recht durchsetzen will. 

In Belluno treffe ich nach Tagen wieder auf meine Familie. Ein schönes Gefühl! Kathrin hat auch einen kleineren Rücksack für mich dabei, denn vieles was ich am Gletscher und in den Bergen gebraucht habe, werde ich in der Ebene nicht mehr benötigen. 

Tag 15 auf dem Weg zum Meer.  Vom Rifugio B. Carestiato zum Rifugio Pramperet

Diese Hütte stand eigentlich nicht auf meinem Tourplan. Da ich meiner Familie jedoch versprochen habe kein zu großes Risiko zu nehmen, dazu zählt auch nicht zu klettern, schließe ich die Tour durch die Dolomiten an dieser Stelle ab und nicht am Rif. Fontana.

Nachdem man mir gestern telefonisch mitgeteilt hat man sei ausgebucht, bin ich auf gut Glück vorbei und konnte noch ein Bett ergattern. Die Hütte wird von 5 jungen Burschen betrieben, die hier ihren ganz besonderen Hüttenstyle ausleben. Von indischer Meditationsmusik bis zum Land Tirol die Treue ist alles dabei. In den Foren vermuten viele, dass sie die ein oder andere „Substanz“ einwerfen. Von mir bekommt das Refugio und die Jungs die volle Punkteanzahl. Nachdem ich bereits zu Mittag mit Christian aus Holland mit einigen Bieren beginne, entwickelt sich der Aufenthalt am Ende des Tages zu einem lustigen, internationalen Hütttenabend. Mein letzter in den Bergen.

Tag 14 auf dem Weg zum Meer.  Vom Refugio Tissi zum Regugio B. Carestiato.

Der Abend auf der Tissi Hütte ist noch recht amüsant. Am gemeinsamen Abendtisch eine illustre Dame aus der Stadtverwaltung Venedigs, Peter aus München, Datenschutzbeauftragter und Extremsportler (er macht 2 bis 3 Etappen am Tag), ein Mädel aus Manchester und ein Medizinstudent aus Padova. Ein verrückter Hubschrauberpilot schaut auf ein Glaserl vorbei. Es ist sein Geburtstag. 

Am heutigen Tag ging  es 15 km (760 hm) über Stick und Stein zum Rifugio  Carestaio. Meist auf gut begehbaren Wegen auf dem Dolomitenweg Nr.1. An der steilsten Stelle kommen uns drei Pfadfindwegrupoen zu jeweils 20 Personen. Ich grüße mit dem weltweiten Gruß der Boy Scouts und wünsche Glück. Manchen steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Das Refugio ist top. Das Wasser ist trinkbar, die Duschen warm (1,- / 2min), das Personal sehr entgegenkommend und das Bett angenhem.

Tag 13 auf dem Weg zum Meer.  Von Alleghe zum Refugio Tissi. 

Beim Frühstück treffe ich per Zufall nochmals Robert aus Ingolstadt, der mir auf früheren Hütten schon über den Weg gelaufen ist. Eigentlich ist er aus Kasachstan, da seine Vorfahren das Angebot von Zarin Katharina der Großen angenommen haben und für Land dorthin gezogen sind. Unter Gorbatschow haben sie die Chance der Ausreise genutzt. 

Heute gilt es die gestern abgebauten Höhenmeter wieder wett zu machen. Am einfachsten geht das mit der Gondelbahn. Eine Auffahrt bis zum Monte Baldi kostet 16,-. Um 8:30 sitze ich in der ersten Gondel. 

Von dort führt ein recht gut ausgebauter Weg (Dolomitenweg Nr.1) auf das Refugio Tissi. Vorbei am Lago Coldai und direkt unter der Wand der Civetta. Konditionell fühle ich mich top. Sogar bei steilen Anstiegen komme ich nicht mehr außer Atem und schwitze kaum. Die Hüttenwirte sind mega freundlich, das Zimmer perfekt und das Essen ausgezeichnet.

Handy und Internet funktionieren jedoch nur am nahegelegenen Gipfelkreuz. 

Tag 12 auf dem Weg zum Meer.  Von der Vial da Pan Hütte nach Alleeghe.

Nachdem es in der Nacht noch ordentlich gestürmt hat, zeigt sich der Morgen von der friedlichen Seite. Die Gipfel der Marmolata bleiben jedoch vom Nebel verdeckt. Rasch geht es bergab Richtung Fidera See und dann entlang seines Ufers. Anschließend folgt der nicht ausgewiesene Weg einem kleinen Bach und im Grunde nach den Skipisten.

Der Weg, der an der Talstation der Mormolata Gondelbahn beginnt und durch die Schlucht der „Serrai di Sottoguda“ führt ist gesperrt und zwingt mich ein paar Kilometer auf die Landesstraße. Zu Fuß einen Tunnel zu durchwandern ist wenig berickelnd.

Das Bergdorf Sottoguda (http://www.sottoguda.it/das-dorf.html) hat noch ein paar ursprüngliche Hofe (mit Rundbalkon) und Häuser aufzuweisen. Ansonsten ist der Weg bis Alleghe unspektakulär. Der See entstand im Jänner 1771 als ein riesiger Bergsturz das Tal versperrte und dabei zwei Dörfer unter sich begrub. Der Ort ist recht beschaulich aber stark touristisch. Das Hotel Alle Alpi (www.allealpihotel.it) versprüht schon ein wenig den morbiden Scharm italienischer Hotels, die ihre besten Jahre hintersich haben. Es muffelt. Recht nett ist der Alleghe Beach, wo man sich am Abend auf einen „Sundowner“ trifft. (Einen Aperol um 4,50 € hatte ich schon lange nicht mehr 😀).